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Die Kalthausgenossenschaft Drüber

In den umliegenden Ortschaften setzte sich Ende der 1950er Jahre ein Trend durch, der auch in Drüber Freunde fand. Zum haltbar machen und lagern von Lebensmitteln wurden sogenannte Kalthäuser gebaut. Hier konnten die Lebensmittel eingefroren und sogar mehrere Monate gelagert werden. Zu dieser Zeit gab es zwar  schon Kühlmaschinen, aber noch keine Kühltruhen. Diese kamen erst später auf den Markt. Somit wurde in Eigenleistung ein Gebäude errichtet, welches keinen Keller brauchte, sondern nur einen größeren Raum für die Kühlfächer, den Maschinenraum für das Kühlaggregat und einen Kühlraum für ausgeschlachtete Rinder- bzw. Schweinehälften oder -viertel Diese konnten in diesem Kühlraum zwei bis drei Tage auskühlen zur weiteren Verarbeitung. So entstand ein kleines Gebäude, wie schon erwähnt, ohne Keller, mit einem Geschoss, zwei Fenstern, einer Tür, Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss. Das Gebäude wurde mit einem Spitzdach versehen und von innen und außen verputzt. Bevor diese Arbeiten begannen, wurde die  Kalthausgenossenschaft  im Jahre  1959 gegründet.  Sie wurde  Kalthaus Drüber e.G.m.b.H. benannt.

Im Jahre 1964 wird in einem Bericht des Raiffeisenverbandes Hannover e.V. von 49 Mitgliedern der Kalthausgenossenschaft Drüber berichtet. Weiter ist zu lesen, dass der Landwirt Friedrich Hesse der Vorsitzende des Vorstandes ist und Friedrich Menzhausen der Geschäftsführer. Außerdem kann man lesen, dass diese Genossenschaft mit einer Bilanzsumme von 2 000,- DM arbeitete, ein Eigenkapital von 1 000,- DM  hatte und einen letztjährigen Warenumsatz bzw. Leistungsentgelte von 3 000,- DM vorzuweisen hatte. 

Die Kalthausgenossenschaft konnte ihren Mitgliedern halbe Fächer mit 120 Liter Inhalt oder ganze Fächer mit 240 Liter anbieten. Die Kühlmaschine war ein Produkt der Fa. Escher-Wyss und wurde auch von dieser Firma im Reparaturfall gewartet. Die laufenden Wartungs- bzw. Reinigungsarbeiten erledigten im gesamten Zeitraum bis zur Schließung das Ehepaar Helene und Rudolf Bierwirth. Rudolf Bierwirth jun. war werktäglich an Sommer- wie Wintertagen  abends eine halbe Stunde im Kalthaus, um für die Mitglieder das einzufrierende Gut anzunehmen und  in den Froster zu legen.

Man muss sich die Kühlfächer als einen großen Block vorstellen, der in drei Etagen von zwei Seiten, vorn und hinten, Kühlfächer angeordnet hatte. Die Kühlfächer selber bestanden aus einem Eisengeflecht, ähnlich einem Drahtkorb, zum Raum hin mit einer stabilen Isolierung abgeschlossen und den Türen für die Fächer. Durch dieses Eisengeflecht konnte innerhalb dieses Blockes die gekühlte Luft  strömen. Alle Kühlfächer erhielten somit ihre gekühlte Luft für das Gefriergut. Auf beiden Seiten der Kühlfächer war ein Froster angeordnet. Die Froster waren die Kühlfächer, bei denen die gekühlte Luft von der Kältemaschine her, in den Kühlfächerblock gelangte. Da fast ständig die kalte Luft strömte, wurde das Gefriergut in den Frosterfächern  schnell eingefroren,  man könnte auch sagen schock gefroren.

Die Mitglieder brachten ihr Gefriergut, welches mit der eigenen Kühlfach-Nr. gekennzeichnet war, zum Kalthaus, wenn Rudi Bierwirth vor Ort war. Dieser nahm es entgegen und legte es in den Froster. Am nächsten Tag konnte man in Rudis Anwesenheit selber das Gefriergut in das eigene Fach legen oder Rudi legte es in das Fach. Er besaß einen Generalschlüssel, für jedes Fach passend. Jedes Mitglied besaß einen Hausschlüssel und den Schlüssel für das eigene Fach. Somit konnte jeder zu jeder Stunde aus seinem Kühlfach Gefriergut entnehmen.

Die Kalthausgenossenschaft hatte Bestand bis zum 31.12.1991. An diesem Tag wurde der Strom für das Kalthaus abgeschaltet. Im Laufe der 1980er Jahre zeigte sich, dass viele Mitglieder der Kalthausgenossenschaft sich zu Hause eine Kühltruhe zugelegt hatten und die Kühlfächer teilweise schon zum Kauf angeboten wurden. Für diese Fächer fanden sich aber keine Käufer, da kein Bedarf mehr bestand.

Somit hatten die Mitglieder die Fächer noch, nutzten diese aber nicht mehr oder kaum noch. Es zeichnete sich also die Auflösung der Kalthausgenossenschaft ab. Der Vorstand zu diesem Zeitpunkt waren: Friedrich Hesse und Friedrich Menzhausen. Diese erhielten von den Mitgliedern bei der Jahreshauptversammlung 1990 den Auftrag, die Genossenschaft aufzulösen. Für diesen Auftrag der Mitglieder wurde zusätzlich noch Erwin Messerschmidt sen. in den Vorstand der Kalthausgenossenschaft gewählt.

Im Frühjahr des Jahres 1992 konnte für das Gebäude des Kühlhauses ein Käufer gefunden werden. Der Auto-Club- Drüber (ACD) hatte Interesse an diesem Gebäude und war bereit 8000,- DM Kaufpreis zu zahlen. Dieser wollte das Gebäude als Vereinsheim nutzen. Es waren auch noch andere Interessenten da, die aber zu Gunsten des ACD verzichteten, da dieser hier ein Vereinsheim aus diesem Kalthausgebäude  machen wollte.

Die Abschluss–Generalversammlung der Kalthausgenossenschaft Drüber e.G. i. L. wurde am 1. April 1993 um 19:30 Uhr in der Gastwirtschaft Kornhardt durchgeführt. Die Liquidatoren für die Genossenschaft waren Friedrich Hesse und Erwin Messerschmidt sen.

1.  Vorsitzender:

Friedrich Hesse: von der Gründung im Jahre 1959 bis zum 1. April 1993

 

2. Vorsitzender:

Friedrich Menzhausen     

 

Kassenwart:

Albert Messerschmidt 2 (Post)      

 

Wartungspersonal:

Helene und Rudolf Bierwirth 

 

(Verfasser: Wilfried Heering)