Gasthaus zum Hüttenkrug
Die Gaststätte "Hüttenkrug" mit angegliedertem Saal und Bühne wurde im Jahre 1980 wegen Baufälligkeit abgerissen. Sie befand sich gegenüber der ehemaligen Molkerei, und zwar auf der Ecke Landstraße Northeim – Einbeck, Abzweigung Buensen. Heute ist hier ein freier Acker zu sehen. Die Landstraße L 572, die Northeim mit Einbeck über Drüber verbindet, wurde im Anschluss an den Abriss an dieser Stelle begradigt und verbreitert.
Die Gebäude des Hüttenkruges sind sicherlich im 18. Jahrhundert erbaut. Genaueres ist leider nicht bekannt. Es handelte sich um insgesamt drei Gebäude, die in U– Form (Dreiseithof) zueinander gebaut waren. Das Wohngebäude war längs der Straße nach Buensen gebaut. Eine Giebelseite zeigte also in den Ort hinein. Im Erdgeschoss, zum Ort hin, befand sich die Gaststätte. Dahinter war ein Kolonialwarengeschäft untergebracht. Dazwischen war der Hauseingang (Stöckheimer Seite) zur Gaststätte. Das Kolonialwarengeschäft hatte einen eigenen Eingang, wenige Meter hinter dem Hauseingang. Küche und Toilette befanden sich auf der Seite nach Sülbeck. Im Hausflur, gegenüber der Gaststätte, war der Treppenaufgang zum Saal. Dieser war im 1. Geschoss des 2. Gebäudes untergebracht, welches sich im rechten Winkel zum Wohngebäude befunden hatte. Im Erdgeschoss dieses 2. Gebäudes waren Vorrats- bzw. Kellerräume. Das 3. Gebäude (auf Stöckheimer Seite) war lediglich eine Scheune. Zwischen diesen drei Gebäuden war eine Tanzfläche gebaut, die bei gutem Wetter in den Sommermonaten benutzt wurde. ( wie lange, ist nicht bekannt ca. 1950 ? )
Am 1. Januar 1970 wurde das Lokal geschlossen, das für den MGV Drüber seit der Gründung bis dahin Vereinslokal war. Am 20.September des selben Jahres verstarb der Gastwirt Robert Nagel. Geboren ist Robert am 24.1.1896. Seine Frau Sophie, geb. Müller am 23.3.1902, war schon früher am 9.4.1964 verstorben. Nach dem Tode von Robert Nagel ging der Besitz in die Hände seiner Töchter Lilli und Elsa über. Diese verpachteten das gesamte Grundstück an Hans-Georg Hansel, der die Gaststätte weiter betrieb bis ins Jahr 1977. Er hatte außerdem noch einen Getränkehandel. Dieser war dann auch der erste Getränkehändler im Ort Drüber, der von Haus zu Haus fuhr und seine Getränke Kistenweise verkaufte. Nachdem Gaststätte und Getränkehandel dann von der Familie Hansel aufgegeben wurden, verzogen diese in die Nähe von Kassel.
Drei wichtige Daten sind in Verbindung mir dem Hüttenkrug zu nennen.
- Der MGV Drüber wird am 30.September 1893 in der „Nagelschen Gaststätte“ (so im Protokollbuch des MGV beschrieben) gegründet.
- Am 26. Juni 1934 wird unter dem Vorsitz des Landrates Dr. Heinrich und dem amtierenden Bürgermeister Friedrich Hesse Nr. 2 in der Gastwirtschaft „Zum Hüttenkrug“ die Freiwillige Feuerwehr Drüber gegründet.
- Der Auto-Club-Drüber , ACD genannt, wird am 03.November 1971 mit dem Gastwirt Heinz-Georg Hansel gegründet.
Aus der Vereinsgeschichte des MGV Drüber im Zusammenhang mit dem Hüttenkrug sind zwei wichtige Daten zu nennen :
- 7. November 1964: der MGV feiert im Gasthaus Nagel sein 70–jähriges Bestehen
- 3. Mai 1969: der MGV feiert in der Gastwirtschaft Nagel sein 75–jähriges Bestehen. Die Festrede hierzu wird gehalten von Chorleiter und Lehrer Hermann Hille.
Diese Feierlichkeiten waren in der Größe nur möglich, weil im Hüttenkrug ein bereits erwähnter Saal mit Bühne in ausreichender Größe vorhanden war.
Die Städte Northeim und Einbeck sind damals über die L 572 mit dem Postbus zu erreichen gewesen. Parallel hierzu, über die Bundesstraße 3 (Hohnstedt, Vogelbeck) fuhr die Deutsche Bundesbahn. Man kann feststellen, dass der eben erwähnte Postbus für Drüber die einzige Verbindung zur Außenwelt war. Die letzte Fahrt am Werktag endete abends um ca. 19.30 Uhr von Northeim kommend in Drüber. Der Busfahrer, meist Herr Schirmer aus Northeim, übernachtete dann im Hüttenkrug. Am nächsten Morgen ging die erste Fahrt dann wieder nach Northeim. So war der Ablauf in den 1960er Jahren.
Im Hüttenkrug war vom 24.1.1896 bis zum 14.November 1945 die Poststelle für Drüber untergebracht. Alte Fotos dokumentieren dieses dadurch, dass man an der Straßenfront vom Hüttenkrug einen Briefkasten erkennen kann.
Die Frage nach der Herkunft des Namens „Hüttenkrug“ ist noch ungeklärt. Kürzlich hörte ich davon, dass vor dieser Gaststätte Hüttenkrug am selben Standort eine Hütte gestanden haben soll. Diese soll zum Zwecke der Rast für Pferdegespanne und Fuhrleute gedient haben, z.B. auf dem Wege in den Wald (Ahlsburg) oder aber für Salzfuhren aus der Saline Sülbeck, was allerdings eher unwahrscheinlich sein wird, da die Saline nur 1 km entfernt war.
verfasst und geschrieben : Wilfried Heering 23.2.2002